Was Hubschrauber und Drohnen mit Ausbildungsmarketing und Ausbildungsreife zu tun haben
Es ist gut, wenn Eltern großes Interesse an der Entwicklung ihrer Kinder haben. Die Heranwachsenden bei der Berufsorientierung zu unterstützen ist auch gut. Sehr gut. Schlecht wird es dann, wenn es nicht mehr um aktivieren, informieren, ermutigen und unterstützen geht. Eltern tun ihrem Nachwuchs keinen Gefallen, wenn sie anstelle ihrer Kinder handeln. Johann Wolfgang von Goethe forderte „zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ Ein paar hundert Jahre später haben statt der Kinder die Eltern Flügel bekommen.
Immer mehr Helikopter-Eltern tauchen auf, die wie Beobachtungs-Hubschrauber oder Drohnen über ihren Nachwuchs wachen. Sie mischen sich längst in Ausbildung oder das Studium ihres Nachwuchses ein. Kaum ein Ausbildungsbetrieb wurde verschont und die Dozenten jeder Hochschule kennen mehr als genug Beispiele überfürsorglicher Eltern. Immer mehr Eltern scheuen sich offenbar, ihre Kinder in die Eigenständigkeit entlassen. Statt die Kinder in Watte zu packen wäre es clever, den Kindern von Anfang an Eigenverantwortlichkeit beizubringen. Die Eltern brauchen Gelassenheit. Nur so bekommen ihre Kinder den Raum, eigene Erfahrungen zu machen.
In letzter Zeit bekomme ich immer häufiger Anrufe, wie diesen:
Mutter: „Ich habe Ihre Stellenausschreibung gelesen. Meine Tochter sucht gerade einen Ausbildungsplatz. Jetzt wollte ich mich über die Ausbildungsmöglichkeiten bei Ihnen erkundigen.“
Ich: „Wie alt ist Ihre Tochter?“
Mutter: „Neunzehn“
Ich: „Hat Ihre Tochter einen Sprachfehler oder eine Telefonophobie, also Angst zu telefonieren?“
Mutter: „Nein, wieso?“
Ich: „Sonst könnte Ihre Tochter selbst anrufen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe sucht Ihre Tochter einen Ausbildungsplatz – oder wollen SIE sich bei uns bewerben?“
Gerne ziehe ich die Situation ins Lächerliche, wenn ich mit Helikopter-Eltern zu tun habe. Den Müttern – deutlich seltener den Vätern – möchte ich damit klarmachen, dass mir ihr Engagement bei der Suche eines Ausbildungsplatzes für Sohn oder Tochter deutlich zu weit geht. Der Erziehungsstil der Hubschrauber-Eltern ist geprägt von zwanghafter, ja oft fast schon paranoider Überbehütung. Sie mischen sich massiv in die Angelegenheiten ihrer Kinder ein. Die Vollblut-Mütter und Vollblut-Väter meinen es ja gut, schaden Ihren Sprösslingen aber. Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht. Da möchte ich an Maria Montessori erinnern, die mit dem Spruch „Hilf mir, es selbst zu tun!“ ein kluges pädagogisches Grundprinzip verdeutlicht. Helikopter-Eltern helfen ihren Kindern nicht, sie handeln anstelle ihrer Kinder.
Ehrlich gesagt habe ich keine Lust, Auszubildende mit Helikopter-Eltern einzustellen. Es nervt mich, wenn sich Eltern, wie ein Sondereinsatzkommando bereithalten, um bei den kleinsten Unwägbarkeiten herbeizustürmen, um jeden Konflikt für ihre Kinder klären. Es geht nicht um ständig herumschwirrende Observationshelikopter, sondern um das, was solche Eltern aus ihren Kindern gemacht haben. Wer will schon unselbstständige, gleichgültige und maßlos anspruchsvolle Azubis?
Autor: Axel Haitzer – XING-Profil
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